Mittwoch, 18. August 2010
Christoph Voll und Ecce homo
Der Eintrag hat mehr Pfiff als der letzte!
"Christoph Voll wollte mit seinem "Ecce homo" einen seine Würde einfordernden Menschen darstellen". Überlegen Sie, ob diese Deutung zutrifft.
1924/25 arbeitete Christoph Voll die Skulptur, die heute den Namen "Ecce homo" trägt, heraus.
Gerade die Zeit, aus der die Plastik stammt, nämlich nicht lange nach dem grausamen ersten und auch nicht unweit vor dem zweiten und nicht minder grauenhaften zweiten Weltkrieg, erhebt Anspruch auf das Einfordern eines der elementaren heutigen Grundrechte.
Dass diese Deutung überhaupt zutrifft, steht für mich fest da:
Die Körperhaltung des bis auf die Knochen abgemagerten Mannes, dessen Füße die Abmagerung besonders makaber durch ihre Größe im Vergleich zum Körper abheben und die gekrümmte Rückenhaltung, die ihn wie ein Komma aussehen lässt, wandelt einen Menschen in einen Bettler. Unterstrichen durch eine ausgestreckte Hand, die jedoch so schwach ist, dass sie von einer zweiten gehalten werden muss, formt der "homo" eine Kuhle in seiner Hand, auf das irgendwer sich erbarme und etwas hineinläge, denn sie ist leer.
Auch sein Haupt ist gesenkt und die Augen starren ins leere Nichts hinein,haben keinen Fixpunkt, an dem sie sich festmachen könnten, sondern erinnern eher an geistige Abwesenheit.
Andererseits ist das Bitten selbst ein Akt der SELBSTentwürdigung, denn gar in den widrigen Umständen, in denen dieser Mann sich momentan zu befinden scheint, hätte er die Möglichkeit, seine Würde aufrecht zu erhalten, denn sobald man bittet, erniedrigt man sich. Der Starke gibt, kann entbehren; der Schwache ist abhängig und in seiner Notwendigkeit dem Unterwerfen geweiht.
Die überdimensional großen Füße evozieren beim Leser auch einen gewissen Grad an Standfestigkeit auf dieser Position, also keine Abkehr von dieser, sondern eine Art Einmeißelung; wie mit Nägel festgehämmert steht der Würdeerbitter auf seinem Stein.
Die völlige Nacktheit und die Entstellung der intimsten Bereiche wie der Genitalien, erniedrigt seine Würde, ist er doch jeglicher Zivilisation, wie des Tragens der Kleidung oder der Option des Rasierens beraubt worden .
All in all I would say, that dieser Mann sich zwar selbst entwürdigt, ihm das aber nicht als Laster vorgeworfen werden kann, sind die äußeren Umstände doch nicht bekannt. Mit Würdelosigkeit, wie sie seine Gestalt widerspiegelt, Würde einfordern zu wollen, ist ein Paradoxon, sodass ich mir nicht vorstellen kann, er würde sein Ziel erreichen.

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